1. Herren: Derbysieg in Apensen – mehr Karten als beim Mau-Mau in Umlauf

APENSEN. Diese Partie, auf so seltsame Weise denkwürdig, musste erst einmal sacken. Binnen Sekunden wurde aus einem harten aber wahrlich nicht unfairen und spielerisch äußerst überschaubaren Spiel, ein Kartenfestival ohne faire Linie des Schiedsrichters und mit teilweise grotesken Fehlentscheidungen, die sowohl der Eintracht, als auch dem TSV Apensen in den kommenden Wochen das Leben erschweren. Wir warten gespannt auf die Sportgerichts-Entscheidungen. Da sich nach Abpfiff aber ohnehin nichts mehr ändern lässt, verzichten wir nach der Einleitung auf sämtliche Kommentare zur Leistung des Unparteiischen. Vorab schon einmal ein dickes Dankeschön an die zahlreichen und stimmungsvollen Fans beider Lager und auch an Volker Borchard und Wiebke Herbst für Top-Aufnahmen (zu sehen bei Fupa) sowie Nils Buntrock für den detaillierten Live-Ticker.

 

Die Eintracht muss in der Abwehr improvisieren. Mit Schulz, Blendermann, Papf und dem kurzfristig erkrankten Schöngraf stehen vier Defensivspieler nicht zur Verfügung. Marbes rutscht neben Schmidt in die Innenverteidigung. Mernik ackert links, hinten rechts betreiben Lohmann und Ahmad defensives Job-Sharing. Vor der Kette agieren Müsing, Raschke und Arndt. Kock kommt über links und vorne macht Usko den Hasen. Beim TSV Apensen fehlt u.a. der noch gesperrte Kapitän Klindworth. Coach Stobbe überrascht ein wenig mit dem etatmäßigen Stürmer Borgert im Abwehrzentrum. Auf der Bank lungern mit Nico Müller und Falco Wehber immerhin noch zwei erfahrene Defensivakteure. Schiedsrichter Barnick eröffnet die Partie bei bestem Fußballwetter pünktlich. Bereits nach drei Minuten sammelt Ahmad für eine Nickligkeit im Zweikampf die erste Verwarnung ein (3.). Die Hausherren zeigen ihre fußballerische Qualität im Passspiel fast durchgehend. Das Leder läuft gut und sicher über viele Stationen. Immenbeck kommt gerade im Zentrum noch nicht in die Duelle. Darf es vielleicht ein frischer Fischer-Freistoß als Hallo-Wach sein? Die Möglichkeit ist da, aber der Wumms fehlt und Bente sichert den Ball (4.). Den ersten richtigen Warnschuss gibt ebenfalls Apensens Fischer ab, der nach feinem Fromhage-Zuspiel im kurzen Eck an Bente scheitert (11.). Auf der Gegenseite eröffnet Schmidt herrlich mit dem Langholz auf Müsing. Aus spitzem Winkel scheitert der gelernte Stürmer am Außennetz (16.). Die beste Immenbecker Chance hat dann Philipp Raschke, der eine butterzarte Ahmad-Flanke knapp vorbeiköpft (19.). Der TSV Apensen zeigt offensiv immer wieder gute Ansätze, kommt in der gefährlichen Zone aber noch nicht zum Zug. Die spielentscheidende Szene folgt: Über Arndt und Müsing kommt der Ball zu Usko in die Spitze. Immenbecks April-Topscorer zieht gegen Borgert von dannen und kann im Strafraum nur per Foul gestoppt werden. Borgert sammelt gelb und Müsing setzt den fälligen Elfmeter hart ins Torzentrum (21.). Die Gastgeber investieren offensiv noch einmal merklich mehr, lassen den Eintracht-Spielern im Aufbau aber jede Menge Zeit. Im Immenbecker Zentrum zeigt Youngster Luca Arndt eine gierige Leistung und erobert viele Bälle für sein Team. Marcel Marbes holt sich dann für einen robusten Einsatz gegen Fromhage zurecht den gelben Karton ab (25.). Knisternd wird es im Stafraum dann, als der schnelle Ermel Marbes den Ball abluchst. Das Leder verspringt aber und Bente schnappt es sich im Nachfassen (27.). Kurz darauf wird auch Raschke zurecht verwarnt, als er Fromhage am schnellen Nachrücken hindert (28.). Bis zur Pause versuchen die Apensener Jungs einiges, aufs Tor kommt aber wenig. Nach feiner Baldé-Flanke fehlen Ermel ein paar Zentimeter Körperlänge zum platzierten Kopfball (41.). Immenbeck sorgt über Raschke und Usko noch einmal für Entlastung. Beim Anspiel im Strafraum sperrt Kock sich den Weg frei und wird dabei unten getroffen – Elfmeter nicht unmöglich, aber die Partie läuft weiter (45.) Die größte Apensener Chance verzeichnet kurz vor der Halbzeit ebenfalls der umtriebige Ermel. Fischer setzt ihn über links in Szene und der abgefälschte Schuss trudelt am langen Eck vorbei. Die Spielbericht mag sich in Durchgang eins recht spektakulär lesen. Man könnte stattdessen aber auch ein Manifest an Fehlpässen und Stockfehlern ausführen, sicherlich kein redaktioneller Leckerbissen – aber die bittere Wahrheit. Der Einsatz ist groß, das Niveau eher mäßig, die Partie hitzig aber nicht unfair und alles in allem einfach nur ausgeglichen.

 

Durchgang zwei beginnt: Referee Barnick würzt seine Karten im Kabinentrakt kräftig mit Chili und Cayenne – kann losgehen. Für den verwarnten Borgert kommt Wehber in der Apensener Abwehr zum Zug. Wenig später ersetzt Nico Müller Christian Buntrock (56.). Bente eröffnet das HOLI-Festival in Apensen mit einer Unsportlichkeit (Ball wegwerfen), die ihm zurecht gelb einbringt (49.). Der Immenbecker Rückhalt spielt heute gewohnt souverän und gibt der Mannschaft die nötige Sicherheit. Auch bei Apensens bester Tormöglichkeit ist er zur Stelle und sichert den Ball nach gutem Kopfball von Patrick Ermel (59.). Kurz darauf gehen Marvin Schmidt und Lasse Hohmeyer im Zweikampf zu Boden. Der Apensener kommt merklich besser aus dem Quark und Schmidt unterbindet den Konter per Beinstellen im Liegen – klare taktische Maßnahme. Schiedsrichter Barnick wertet die Situation als Nachtreten und zückt nach kurzer Rücksprache die rote Karte (70.). Schmidt, in bis dato 85 Bezirksligaspielen mit 11 gelben Karten bedacht und in beinahe 25 Jahren Fußballkarriere ohne Platzverweis ist im Kreis natürlich als Rüpel bekannt. Die Eintracht ersetzt nun Ahmad mit dem laufstarken U18-Kicker Sebastian Miecke, der sich nahtlos einfügt (73.). Der TSV Apensen spielt in Überzahl weiterhin einen guten Ball, verliert ab der magischen 25 Meter Grenze aber jeglichen Druck und kann so auch keine Torraumszenen entwickeln. Immenbeck verlegt sich in Unterzahl derweils aufs Mauern. Praktisch, dass Lohmann da nach und nach ins Zentrum schiebt und Mörtel anrührt. Nachdem Naim Baldé eine Hohmeyer-Flanke neben das Tor lenkt rechnen alle mit Abschlag, aber es gibt Ecksstoß. Die Immenbecker Mannschaft protestiert geschlossen und durchaus lautstark. Der bereits verwarnte Marbes wird als vermeintlicher Brandbeschleuniger enttarnt und mit gelb-rot vom Feld geschickt (77.). In doppelter Unterzahl kommt mit Moritz Frey nun der nächste U18-Kicker für den platten und ebenfalls gelbverwarnten Usko (82.). Als alleinige Spitze ackert Frey vorbildlich auf verlorenem Posten. Wir befinden uns im wahrsten Sinne des Wortes in der Crunchtime. Dann erwischt es Apensens Jan-Philipp Fromhage. Der technisch starke Kicker hat tatsächlich viel auf die Socken bekommen und lässt sich nach einem Foul von Lohmann zum Ballwurf nach dem Gegner hinreißen. Für ihn gibt es ebenfalls gelb-rot (86.). Apensen schafft es trotz klarer Feldüberlegenheit nicht vors Tor. Die Eintracht prügelt nur noch lang. Moritz Frey erläuft schließlich das Leder, legt es sich per Kopf vor und wird dabei von Böhning mit sehr hohem Bein getroffen (87.). Das Spiel läuft erstaunlicherweise weiter und die Eintracht foult an der Mittellinie. Raschke und Müsing galoppieren aufgebracht zum Schiedsrichter. Raschke gibt seinem Nebenmann leider noch etwas Schwung mit auf den Weg und der Bremsweg ist plötzlich erstaunlich kurz. Für den deutlichen Rempler gibt es berechtigterweise die nächste rote Karte (87.). In den Apensener Katakomben ist mittlerweile mehr los, als auf dem Rasen. Acht Immenbecker schmeißen gegen zehn Apensener alles rein. Für Immenbeck verteigen Zentral mittlerweile Kock und Lohmann. Torchancen bleiben aus, es fehlt der Funke im Angriffsspiel und der Liveticker bemerkt berechtigterweise: „Echt unglaublich!“. Die letzte Möglichkeit ist ein Freistoß von Felix Klindworth, der knapp am rechten Winkel vorbeifliegt (90. + 2). Nach 95 Minuten ist Feierabend in der Delm-Arena.

 

Fazit: Apensen spielt am Ende dominant, kann aber offensiv keine Aktionen landen. In Durchgang eins haben beide Teams gute Chancen, die Eintracht geht per Elfmeter in Führung. Am Ende ist der Sieg irgendwie glücklich, aber auch nicht ganz unverdient. Nach dem 1:4 im Hinspiel darf die Eintracht sich nun bis zum nächsten Duell Derbysieger nennen. Mit nun 33 Punkten sollte im Klassenerhalt nichts mehr anbrennen. Auch die Gastgeber aus Apensen stehen mit ihren 31 Punkten gut da. Aber noch sind vier Partien zu spielen und man sollte sich nicht zu sicher sein. Wir wünschen Björn Stobbe und dem Apensener Team für die letzten Partien viel Erfolg und den baldigen Klassenerhalt. Derbys sind immer etwas Besonderes. Beim nächsten Mal bieten vielleicht auch beide mehr Fußball als im Mai 2019. Am kommenden Wochenende empfängt die Eintracht den VSV Hedendorf-Neukloster zum nächsten Derby in Immenbeck. Apensen kann derweil beim FC Oste/Oldendorf alles klarmachen. Für die Eintracht!

Für die Eintracht im Einsatz: F. Bente, M. Mernik, M. Marbes, M. Schmidt, M. Lohmann, J. Kock, T. Müsing, L. Arndt, P. Raschke, N. Ahmad (ab der 70. Minute S. Miecke), R. Usko (ab der 80. Minute M. Frey)

 

Torschützen (Vorlage): 0:1 T. Müsing (FE, 21., Usko)

 

Bes. Vorkommnisse: Rot für M. Schmidt (70., verm. Nachtreten), Gelb-rot für M. Marbes (77., Meckern), Gelb-rot für J. Fromhage (86., Unsportlichkeit), Rot für T. Müsing (87., Unsportlichkeit)

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