Der starke Mann geht von Bord

Für eigentlich alle Immenbecker Fußballer gibt es die größte Abteilung im TSV Eintracht Immenbeck nicht ohne den allgegenwärtigen Jörg Giesecke. An dieses Bild wird man sich künftig allerdings gewöhnen müssen. Im Rahmen der Jahreshauptversammlung der Fußballabteilung wurde eine der ganz großen Figuren in der Geschichte des Dorfsportvereins mit donnerndem Applaus in den verdienten Ehrenamts-Ruhestand verabschiedet – zumindest zum Teil. Noch bis ins nächst Jahr wird Giesecke seiner Position als 2. Vorsitzender des Gesamtvereines nachkommen, bevor auch hier der wohlverdiente Feierabend eingeläutet wird. Der neue Fußball-Abteilungsleiter und Herrenobmann Sven Wulff trifft es zusammenfassend: “Ich und wir alle haben Dir, Jörg, sehr viel zu verdanken.”

In mehr als 40 Jahren Vorstandsarbeit und Trainertätigkeit in der Fußballabteilung und zuletzt 10 Jahren als “mal wieder” Abteilungsleiter sind viele Geschichten und Anekdoten entstanden. Eine dieser möchte der Autor hier gern teilen und wird damit sicherlich einigen, gerade jüngeren Vertretern und von ihm Trainierten im Verein aus der Seele sprechen:

Jörg hat mich 1998 aus der 2. E-Jugend mit in die Erste genommen, seitdem folgten viele Jahre mit ausgedruckten Trainingszetteln (diese auf denen der Word 98 Fußballer Emoji neben der Rufnummer in Dammhausen unten eingebettet wurde), geplanten Dana Cup Touren und unvergesslichen Fußball-Events mit der Eintracht – bis zur A-Jugend. Die anderen Coaches in den Jahren waren Meik Brusberg, Jörg Lokotsch, Heiko Mann und Michael Meyer – wir haben es weit gebracht! Dabei gab es immer eine klare Regel für Jörg und seine sportlichen Schützlinge: “Wer nicht kann, ruft an”. Wenn die, zugegebenermaßen nicht immer berechtigte Absage dann im Raum stand und die allseits bekannte Nummer ins Telefon getippt wird steigt der Puls langsam. “Der wird wissen, das ich ihm was vormache.” Stille Stoßgebete gehen raus, “Hoffentlich geht Siggi ran”. Wenn dann aber am anderen Ende der Leitung ein donnerndes “GIESECKE” erschallt, gibt es kein zurück mehr. “Jörg, ich fühl mich krank und kann heute nicht zum Training kommen”, kommt es etwas unsicher. 

Und bereits in dem Moment fühlt man die vermeintliche Erkältung auch schon weichen, aus Respekt vor der Unehrlichkeit – aus Verpflichtungsgefühl gegenüber dem Trainer und der Mannschaft. Genau das engagierte und ehrliche Gefühl, mit dem Jörg auf der Anlage agiert oder den alten Vereinsbus durch den Alten Postweg manövriert (Experten würden sagen, die G-Kräfte mal auf Herz und Nieren prüft) meldet sich zu Wort. Das muss wohl dieser Teamgedanke sein. Ich winde mich weiter und schiebe ein “vielleicht geht’s mir nachher besser, dann komme ich natürlich” nach. Ein “DANKE!” kommt zurück – völlig ausreichend, aber ein “DANKE”, dass viele von uns noch bestens im Ohr haben. Ein vielsagendes Gespräch aus zwei Worten. Mein persönlicher Subtext daraus war und ist meistens: “Bis später dann beim Training”. Und das war auch gut so. Denn der Trainer kümmert sich um alles, sorgt für Planung und Trainingsbetrieb, telefoniert Spielern hinterher, die selber nicht wissen, was sie wollen und hält schlicht und ergreifend das Team zusammen. Da sollte auch bei jungen Menschen hin und wieder ein Hauch von Gewissen einkehren – natürlich immer im Rahmen und mit gesunder Selbsteinschätzung. Hier läuft aber mal gar nichts von selbst.

Dank Jörg wusste ich in der Hinsicht recht schnell einzuschätzen, wann ich wirklich krank bin oder einfach nur eine billige Ausrede brauchte. Und er wusste auch, wie der Hase mit solchen Rasselbanden läuft, schon bevor das Telefon klingelte. Die Nummer kann ich noch auswendig und wenn ich heute dort anrufen würde, wäre es längst kein Drama mehr, wenn nicht Siggi rangeht. In diesem Sinne: DANKE!

Auf der Sportanlage wird wohl jeder das ein oder andere Wort mit Iggy gewechselt haben und dabei gespürt haben, wie das Wohl des Vereins und die heute stark aufgestellte Abteilung ihn bewegen – diesen jahrelangen Dienst, das Engagement im großen Stil, das Ausfechten von unangenehmen Duellen und das Feiern von sportlichen Erfolgen kann man nicht hoch genug bewerten. Jörg ist für viele von uns Ansprechpartner, Boss, Organisator, Mitspieler, Trainer, Busfahrer, Ersatztorwart, tiefer Libero und vor allem ein ehrlicher und harter Arbeiter für die Eintracht gewesen. Mit dem gleichen Enthusiasmus wird er künftig als Fan an der Seitenlinie weilen und hoffentlich noch viele weitere Erfolge genießen. Unter Deiner Regie ist diese Abteilung so enorm gewachsen, hat viel bewegt und ist gut aufgestellt für künftige Herausforderungen. Danke Jörg. Zum Abschied gibt es neben einem signierten Trikot und dem Immenbecker Gin auch eine Reise zum Doppelpass nach München.

Des Weiteren wurde mit Katrin Fritz ein weiteres Vorstandsmitglied verabschiedet, die sich in ebenfalls guten zehn Jahren vor allem den Jugendfußball und die organisatorischen Aufwände dieses Riesenbereiches auf die Fahne geschrieben hat. Vielen Dank auf für Deinen Einsatz über die lange Zeit, Kaddy.

Da die Versammlung aufgrund diverser corona- und gesundheitsbedingter Absagen erstmals seit 2019 wieder stattfinden konnte, wurden sämtliche Mitglieder neu gewählt. Bereits seit einiger Zeit unterstützt Sven Wulff den Vorstand als Herrenobmann in Interimsfunktion, zukünftig nun auch offiziell gewählt und in Personalunion mit dem Abteilungsvorsitz. Darüber hinaus begrüßt der Vorstand mit Jannik Höper (E-Football) und Raphael Ong (Projekte) zwei neue und junge Gesichter in den eigenen Reihen. Weiterhin im Vorstand aktiv bleiben Susan Rump (Kasse), Schams Golzari (Schiedsrichterwesen), Jörg Koschnitzke (Sporthaus und Plätze), Michael Rump (Ein-/Verkauf, Diverses) und Niclas Meier (Presse/Öffentlichkeitsarbeit). Danke allen Anwesenden Mitgliedern für die Wieder- bzw. Neuwahl und auf eine gemeinsame und engagierte Zukunft bei der Eintracht! 

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