Koschnitzke haucht der Eintracht Leben ein

Das TAGEBLATT auf Streifzug: In der Frauen-Bezirksliga mischen mit Eintracht Immenbeck und Hedendorf/Neukloster zwei Teams aus Buxtehude ganz oben mit. Im Derby zwischen ambitionierten Gästen und den Totgesagten sorgt die Halbzeitansprache für die Wende.

Jörg Koschnitzke als Motivator.

Eintracht-Trainer Jörg Koschnitzke ist mit der Leistung seiner Mannschaft nicht zufrieden. Seine Mädels konnten dem Tempo der Gäste nicht viel entgegensetzen und sind mit dem 1:1 gut bedient. Koschnitzke redet ruhig und dennoch mit dem nötigen Nachdruck. Er spricht Schwachpunkte an, erinnert sein Team an dessen Stärken und stellt taktisch um. Fast die komplette Pause spricht „Koschi“. Eigentlich viel zu viel, aber seine Mädels scheinen die Ansprache gierig aufzusaugen.

Immenbeck übernimmt mit dem Wiederanpfiff das Kommando. Damit das so bleibt, tigert Koschnitzke an der Seitenlinie entlang, er treibt an und dirigiert in unermüdlicher Manier. „Ich bin nicht immer so, das war schon extrem“, sagt er später. Der Trainer wollte den mehr als 100 Zuschauern zeigen, dass in der Eintracht noch immer „ganz viel Herz und Leidenschaft“ stecken. Koschnitzke erklärt: „Viele haben uns im Sommer abgeschrieben.“

Ganz Unrecht hatten die Kritiker nicht. In der Saison 2013/14 spielte man noch in der Regionalliga, mittlerweile ist es die Bezirksliga. In der Sommerpause wanderten alleine sieben Spielerinnen zum Rivalen nach Hedendorf. Die zweite Mannschaft musste abgemeldet werden und zum Start der Vorbereitung stand nur ein Minikader zur Verfügung. Kann man so eine lange, anstrengende Saison durchstehen?

Plötzlich entwickelte sich aber eine beeindruckende Eigendynamik. Immer mehr Spielerinnen kamen zum Training, der Kader wuchs und wuchs. Heute steht Eintracht Immenbeck nach sechs Spielen ohne Niederlage und mit 30:5-Toren an der Tabellenspitze. Von einem möglichen direkten Wiederaufstieg will Koschnitzke aber nicht sprechen – noch nicht. „Ziel ist es, bis Ende des Jahres da oben zu bleiben. Dann schauen wir weiter“, sagt er. Die Mischung im Kader stimmt zumindest: Die Eintracht setzt sich aus jugendlichen und regionalligaerfahrenen Spielerinnen wie Patricia Stelling („Ihre Loyalität ist beeindruckend“) zusammen.

Der Immenbecker Jubel nach dem 3:1. Christin Starzonek hatte den Ball in den Knick gezirkelt.

Ein Traumtor von Christin Starzonek und ein Doppelpack von Tjorven Domeyer sorgen gegen die VSV Hedendorf/Neukloster letztendlich für den Derbyerfolg. Beeindruckend: Domeyer hat seit der letzten Woche im Trikot von Eintracht Immenbeck mehr Treffer erzielt als Spiele absolviert – und das in immerhin mehr als 200 Partien. Eine überragende Quote (das TAGEBLATT berichtete).

Betrübte Mienen gibt es dagegen auf der anderen Seite. „Wir haben einen schlechten Tag erwischt“, findet ein enttäuschter Ron Lindenau. Der 41-Jährige war mit einem komischen Gefühl auf den Sportplatz Brune Naht gekommen. Mehr als zehn Jahre lang war er Eintracht-Coach und im Sommer zur Konkurrenz gegangen, bei der er nun mit Benjamin Saul ein Trainergespann bildet. Die VSV spielten bereits in den vergangenen Jahren oben mit und wollen nun den nächsten Schritt machen. Mit der erstaunlich schnellen Integration der vielen Neuzugänge ist eine erste Hürde genommen, um sich mit einem Team aus jungen Wilden und erfahrenen Spielerinnen (unter anderem Corinna Melchien und Jessica Wagner) für die Landesliga zu qualifizieren. Ein solches Abenteuer würde sich Hedendorf/Neukloster zutrauen. Die vergangenen Jahre hätten gezeigt, dass die Aufsteiger mithalten könnten, so Saul. Aktuell machen es die SG Geestland (1.) und Eintracht Lüneburg (3.) vor. Beide sind noch ungeschlagen.

Tore: 1:0 (5., FE) Paap, 1:1 (20.) Wagner, 2:1 (60.) Domeyer, 3:1 (90.) Starzonek, 4:1 (90.+1) Domeyer, 4:2 (90.+2) Schuldt.

Quelle: www.tageblatt.de
Fotos: Fotos Wertgen

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