Plötzlich muss der Assistent im Derby ran

Der eigentliche Assistent Ahmad Souliman musste als Schiedsrichter in dem hitzigen Spiel zwischen Immenbeck und Estebrügge einspringen. Der 20-Jährige hatte es nicht leicht. Fotos: Iso Jürgens


IMMENBECK. In dem Derby zwischen den Fußball-Bezirksligisten TSV Eintracht Immenbeck und ASC Cranz-Estebrügge war mächtig was los. Die Geschichte des Spiels schrieben am Ende aber die, die am liebsten unerwähnt bleiben wollen: die Schiedsrichter.

Angesetzt war der erfahrene Landesligaschiedsrichter Nikolas Wilckens. Der 39-Jährige pfeift seit 22 Jahren und geht nach dieser Saison in den Kreisschiedsrichterausschuss. Wilckens leitete das Derby auf der Brune Naht in Immenbeck vor mehr als 200 Zuschauern unaufgeregt – bis er nach etwa 20 Minuten nur noch humpeln konnte. Er hatte sich vertreten und wurde zehn Minuten vom Physiotherapeuten der Eintracht behandelt und getapt. Er versuchte es noch einmal.

In der Zwischenzeit holte der anwesende Schams Golzari seine Schiedsrichterkleidung aus dem Auto. Der 18-Jährige pfeift Bezirksliga, ist aber Schiedsrichter des gastgebenden TSV. Bei Wilckens ging es nicht weiter. Also wurde diskutiert, wer das Spiel weiterleiten sollte. Die ASC-Verantwortlichen hatten Bedenken bei Golzari, er könne in heiklen Situationen eventuell parteiisch sein. Also musste der 20-jährige Assistent Ahmad Souliman ran, er pfeift sonst Kreisliga. Die Umstellung sei ihm anfangs schwergefallen, sagte er nach dem Spiel, das noch umkämpften, hitzigen Derbycharakter aufnahm.

Schams Golzari war als neuer Assistent sofort da. Seine erste Aktion war, eine knappe Abseitsentscheidung anzuzeigen – gegen seinen Verein, Robert Usko wäre frei durchgewesen in Richtung ASC-Tor. Die ASC-Bank streckte achtungsvoll den Daumen hoch. Der 1:0-Siegtreffer gelang dem Tabellenführer kurz vor der Halbzeitpause.

Erhitzte Gemüter

Nach dem Seitenwechsel wurde es nickeliger. Schiri Souliman hatte zu tun. In der 74. Minute erhitzten sich die Gemüter und es gab eine Rudelbildung nach einer bissigen Grätsche von ASC-Spieler John Schliecker gegen Kepper Sousa da Silva. Souliman zückte die Rote Karte, er wertete das Einsteigen von hinten, dass die Aktion trotz Ballkontakts übermotiviert war.

„Ein Kann-Rot“, urteilte TSV-Sportdirektor Michael Rump. ASC-Trainer Daniel Schröder urteilte: „Selbst wenn man keine Ahnung von Fußball hat, sieht man, dass das kein Rot war.“ Die letzte Viertelstunde wurde hitzig, auch für den Ersatzschiri.

Nach dem Spiel saßen die Schiedsrichter in ihrer Kabine. Souliman sagte, dass es nicht leicht war. Wilckens sagte, dass die Leistung „okay“ war für dieses spezielle Spiel. Wilckens und Golzari gaben dem Kreisligaschiedsrichter wichtige Tipps. Zum Beispiel solle er gerade als junger Schiri klare Ansagen machen und nicht versuchen, den Spielern alles erklären zu wollen. Souliman hat aus diesem Spiel auf jeden Fall einige Erfahrungen mitgenommen.

Genugtuung für Sagir

Nihat Sagir impulsiv aufseiten des ASC neben den Trainern Daniel Schröder (vorne) und Emanuel Eib. In die Saison war er als Trainer von Immenbeck gestartet.

Nihat Sagir hat ein bisschen Genugtuung aus Immenbeck mitgenommen durch den 1:0-Erfolg des ASC. Er war bei der Eintracht als neuer Trainer neben Dirk Lünsmann in die Saison gestartet. Kürzlich trennten sich die Wege aber schon wieder (das TAGEBLATT berichtete). Man habe erkennen müssen, dass es nicht passe, sagte Rump seinerzeit. Sagir hätte sich klarere Erklärungen gewünscht.

Beim ASC haben sie den Altländer nun gerne wieder aufgenommen. Sagir hatte in der vergangenen Saison Daniel Schröder während der Rückrunde assistiert. Da war schon klar, dass Sagir zur Eintracht geht. Nun fungiert Sagir als Bindeglied, soll Teammanager der ersten beiden ASC-Mannschaften sein und unterstützt die Trainer an der Seitenlinie, wie er sagt. In Immenbeck war er da gleich wieder in seinem Element, sehr impulsiv.

Quelle: Tageblatt.de – Jan Bröhan

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