Tjorven Domeyer jagt die Top-Quote

IMMENBECK. Tjorven Domeyer spielt seit 2007 beim TSV Eintracht Immenbeck. Seitdem hat sie alle Damenmannschaften des TSV durchlaufen. In über 200 Fußballspielen schoss sie fast genauso viele Tore.

„Natürlich ist das ein Thema in der Mannschaft und alle warten darauf, dass ich die Marke von einem Tor pro Spiel erreiche. Ich mache mir da persönlich aber keinen Druck und möchte mit der Mannschaft erfolgreich sein. Meine geschossenen Tore sind da eher zweitrangig“, sagt Tjorven Domeyer. Die 27-jährige Grundoldendorferin spielt Fußball, seitdem sie vier Jahre alt ist. Damals wohnte sie noch in Hedendorf und begann das Fußballspielen bei den VSV Hedendorf/Neukloster, weil sie bereits im jungen Alter „einfach Bock auf Fußball“ hatte.

Für Hedendorf musste sie überwiegend bei den Jungenmannschaften mitspielen, da es noch keine Mädchenteams gab. Im Jahr 2007 wechselte sie zum TSV Eintracht Immenbeck und seitdem werden ihre Statistiken im Clubhaus auf dem Trainingsgelände Brune Naht dokumentiert. Vor dem Spiel am Wochenende gegen die SG Hesedorf/Nartum/Horstedt waren 206 Tore in 216 Spielen notiert. Nach dem Sechserpack beträgt die Differenz zum Erreichen der Quote von einem Tor pro Spiel für Immenbeck nur noch fünf Tore. Dennoch wirkt sie während des Gesprächs sehr bescheiden und lässt den Eindruck aufkommen, dass ihr die Torquote gar nicht so wichtig ist. Sie versucht, sich immer in den Dienst der Mannschaft zu stellen und sagt, dass sie sich über eine Torvorlage genauso freuen würde, wie über ein selbst erzieltes Tor. In dem Immenbecker Zwei-Stürmer-System sei es ohnehin notwendig, dass die beiden Angreiferinnen ein gutes Zusammenspiel haben und der Partnerin viele Tore auflegen.
Saisonziel: oben mitspielen

Tjorven Domeyer schießt für den TSV Eintracht Immenebeck Tor um Tor. Ihre Quote wird im Vereinsheim statistisch verfolgt.

Mit dem TSV Eintracht Immenbeck will die zweifache Mutter in der laufenden Bezirksligasaison in der Tabelle oben mitspielen. Viele Spielerinnen aus der Aufstiegssaison 2013/2014 seien wieder Teil des Teams. Zudem wolle sie im Pokal möglichst weit kommen, momentan stehen die Immenbeckerinnen im Viertelfinale des Frauen-Bezirkspokals Lüneburg. Um diese Ziele zu erreichen, trainiert Domeyer zweimal in der Woche mit der Mannschaft. Ihr persönliches Ziel in dieser Saison ist es, verletzungsfrei zu bleiben und möglichst viele Spiele zu absolvieren. Momentan stehen die Fußballerinnen des TSV auf dem zweiten Platz der Bezirksliga Lüneburg West. Bei einem Spiel weniger beträgt der Abstand auf den Tabellenführer VSV Hedendorf/Neukloster drei Punkte.

Tjorven Domeyer begann hobbymäßig mit dem Fußballspielen und will es auch so beenden. Schon der Wechsel von den VSV Hedendorf/Neukloster zum TSV Immenbeck fiel ihr schwer, da sie dort ein bekanntes Umfeld aufgeben musste. „Ich hätte auch nach meinem Wechsel zum TSV sicherlich zu anderen Vereinen gehen können, aber für mich stand immer der Spaß am Sport im Vordergrund“, sagt sie. Außerdem habe sie sich in Immenbeck, nicht nur durch den Fußball, einen Freundeskreis aufgebaut. Die Mannschaft um Trainer Jörg Koschnitzke sei „eine super Einheit“ und die Spielerinnen kennen sich nun schon seit mehreren Jahren.

Im Team gehört Domeyer mit ihren 27 Jahren schon zu den älteren Spielerinnen. Es gebe nur vier Frauen, die älter als sie sind. Das stört die Angreiferin aber wenig. Im Gegenteil: Die Mannschaft habe eine gute Mischung aus jungen Talenten und erfahrenen Spielerinnen. Hierarchien gebe es kaum, alle Teammitglieder würden sich an der Mannschaftsführung beteiligen. Das Geheimnis des Erfolgs seien auch die funktionierenden Absprachen auf dem Platz untereinander. Die Jugendspielerinnen hätten sich schnell integriert und den Abläufen im Team angepasst.

Eltern sind “Antifußballer”

Neben ihrer aktiven Karriere hat Tjorven Domeyer bis zum vergangenen Sommer die Immenbecker C-Juniorinnen trainiert. Sie findet es wichtig, dass die Mädchen ihre Freizeit sinnvoll nutzen und das Training hat ihr sehr viel Spaß bereitet. Ihren beiden Söhnen stellt sie es jedoch frei, ob sie mit dem Fußballspielen anfangen. Es lässt sich aber vermuten. Während des Gesprächs mit Tjorven Domeyer jagen die beiden Kinder im Kindergartenalter wild dem Ball hinterher und scheinen dabei sichtlich Spaß zu haben. Ansonsten ist ihre Familie nur noch durch ihren Bruder, der bei Estebrügge spielt, in der Fußballwelt vertreten. Ihre Eltern seien „eher Antifußballer“, sagt sie.

Allgemein findet Domeyer es schade, dass der Frauenprofifußball so wenig geschätzt wird. Sie sagt, dass die Frauen genauso viel wie die Männer auf dem Platz leisten müssten. Die unterschiedliche Gewichtung bei Männern und Frauen sei nicht gerechtfertigt. In ihrem Freundeskreis wird das glücklicherweise anders gesehen. Unter den Bekannten ist der Frauenfußball sehr angesehen, weil Immenbeck in näherer Vergangenheit auch in der Regionalliga gespielt hat und das Leistungsniveau dort sehr hoch sei.

Ihren größten Erfolg mit dem Buxtehuder Verein verzeichnete Domeyer in der Saison 2013/2014, als die zweite Damenmannschaft den Aufstieg aus der Bezirks- in die Landesliga schaffte. Diese Spielzeit war auch für sie persönlich ihre erfolgreichste. Sie war Teil des 70-Tore-Sturmduos und erzielte in 22 Spielen 37 Tore. Insgesamt war der TSV in der Saison 101 Mal erfolgreich. Der krönende Abschluss damals: Im letzten Saisonspiel schoss sie ihre Mannschaft mit fünf Toren zum 7:1-Erfolg gegen den SV Dornbusch. Dadurch sicherte sie fast im Alleingang den ersten Platz in der Abschlusstabelle vor der SV Holtebüttel. Längerfristig blickt die Angreiferin einem weiteren Aufstieg entgegen. „Es wäre ein absolutes Highlight, noch einmal mit dieser Mannschaft aufzusteigen“, sagt Domeyer. Nach dem sehr ordentlichen Saisonstart des TSV Immenbeck könnte es schon in dieser Saison soweit sein.

Quelle: Tageblatt – Tim Julius Berchthold

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